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Wie verhalten sich viele Menschen, wenn sie merken, dass man auf einem falschen Weg unterwegs ist? 

Wenn man merkt, dass man einen Fehler gemacht hat? Wenn der Traum oder die einstige Vision immer unklarer und unerreichbar erscheint? – Aufgeben? Umkehren? Resignieren? Flüchten oder in den Angriffsmodus wechseln?

Die Geschichte lehrt uns, dass wir Menschen auf neue Gegebenheit nur sehr selten einen erforderlichen Richtungswechsel einleiten. Wir handeln noch nicht einmal, wenn wir merken, dass die aktuelle Richtung falsch ist.

Mit am deutlichsten wird dieser Umstand im Zusammenhang mit der Weltgeschichte ersichtlich, wenn man den Verlauf unzähliger Kriege betrachtet und das Verhalten der jeweils verantwortlichen Regierenden. Wie oft haben Führer von Nationen immer wieder neue Krieger versendet, auch wenn bereits deutlich ersichtlich war, dass man den krieg niemals mehr gewinnen kann.

Sich selbst einen Irrtum einzugestehen ist ein hoher Grad von Selbstverantwortung und Grundlage jeglichen Selbstmanagements. Aus den über 2500 Jahre alten Weisheiten von Sun Tzu und Wu Tzu, welche in dem Buch „Die Kunst des Krieges“ niedergeschrieben wurden, wissen wir, dass jeder Kriegsherr seine Schlacht genauestens vorbereiten sollte und möglichst viel über seinen Gegner und dessen Strategie in Erfahrung bringen sollte, um die Chance eine Schlacht gewinnen zu können, auch objektiv einschätzen zu können.

Dabei ist von Bedeutung, dass je höher der Einsatz eines Verantwortlichen ist und je engagierter er agiert, desto schwieriger wird es für Ihn sein, bei Problemen mit dem bisherigen Weg einen neuen einzuschlagen oder gar aufzugeben und umzukehren.

Dieses Muster können wir tagtäglich unabhängig der Zeitgeschichte an uns Menschen selbst erkennen. Wer so viele Jahre darin investiert hat ein Experte in seinem Fach zu werden, kann nicht von heute auf morgen alles aufgeben und sich auf den Weg machen in einem anderen gebiet Experte zu werden. Ein Unternehmen welches viel Geld in ein laufendes Projekt investierte, dass immer noch nicht das erhoffte Ergebnis liefert, kann doch nicht aufgegeben werden, da man hierdurch einen realen Verlust akzeptieren müsste. Seit vielen Jahren leide ich unter einer Partnerschaft, soll all mein Leid umsonst gewesen sein, wäre ein gleichwertiges Beispiel, wo wir Menschen an eingeschlagenen Wegen festhalten, auch wenn wir jederzeit in der Lage wären, etwas Neues auszuprobieren.

Einer unserer großen Denkfehler ist die Angst etwas verlieren zu können. Unser Instinkt prägt uns Menschen ähnlich wie ein Raubtier als Jäger und Eroberer. Ein Jäger zeigt sich in der Regel nur dann zufrieden, wenn er für seine Jagd bzw. seinen Einsatz auch eine Belohnung erhalten hat. Wir sind sogar der festen Überzeugung, dass uns diese auch zusteht, was letztlich dazu führt, dass wir uns schwer damit tun, für Geleistetes oder Investiertes keine Belohnung in Anspruch zu nehmen. Ganz im Gegenteil, leisten wir häufig noch mehr und investieren nochmal so viel, nur damit wir am Ende einen Erfolg verbuchen können. Wir werden dann zum Teil regelrecht blind und erkennen etwaige andere Chancen nicht mehr.

Lernen los zu lassen ist dann etwas leichter, wenn wir lernen unser Verhalten zu reflektieren. Wenn wir einen Wechsel der Perspektive vollziehen und anerkennen, dass das was investiert wurde als gegeben anerkennen. Selbst die gemachte Erfahrung aus dem Erlebten, der Investition oder der vollzogenen Tätigkeit ist letztlich bereits ein Gewinn an Erkenntnissen, welche auch als eine Art Belohnung gesehen werden kann. Auch eine Metapher, wie z.B. „Das Leben kann nur vorwärts gelebt und Rückwärts verstanden werden“, kann zum Erlernen des Loslassens hilfreich sein.

Letztlich stellt sich für Betroffene häufig die Frage, ob man in seinem Leben etwas nur deshalb tut, weil man ansonsten etwas aufgeben müsste oder etwas verlieren könnte. Wer wegen der Angst etwas verlieren zu können oder einer nicht erreichbaren Belohnung hinterherläuft, ist stets in Gefahr noch mehr zu verlieren bzw. zu investieren, um am Ende doch nicht das erhoffte Ziel zu erreichen. Wer einen Sinn in dem sucht was er tut, sollte sich nach dem Weshalb fragen. Weshalb stehe ich morgens auf und gehe zur Arbeit? Wem jetzt die Antwort „Geld verdienen“ in den Sinn kommt, sollte sich fragen wofür er denn Geld verdient? Ist Geld verdienen nur um seine laufenden Kosten tragen zu können wirklich der einzige Sinn im Leben?

 Fazit

Loslassen ist dann möglich, wenn ich es mir im Sinne meiner eigenen Selbstverantwortung erlaube, einen Perspektivwechsel zu zulassen! Es kann enorm erhellend und bereichernd sein, Gegebenheiten von einem anderen Blickwinkel zu betrachten und wer hierzu nicht in der Lage ist dies selbst für sich umzusetzen, kann sich hierbei durch einen Coach, Mentaltrainer/-in, Therapeuten oder auch einen guten Freund bzw. eine Freundin unterstützen lassen.

Dein

Hans-Jürgen Kaschak